Die Frucht des Ölbaums
Der Ketzer
Gabrielle C. J. Couillez
In den ersten Kapiteln erlebt der gerade erst zehn Jahre alte Olivier, ältester Sohn des Barons von Termes, zusammen mit seiner Familie den Ausbruch des Katharer-Kreuzzuges im 13. Jahrhundert. Die französische Armee belagert während ihres Eroberungsfeldzuges die Festung Termes im Languedoc, das damals noch autonom war und nur den Grafen von Carcassonne und Toulouse untergeben war. Die Bewohner der Festung Termes fürchten dasselbe Schicksal zu erleiden wie zuvor jene von Béziers und Minerve, die größtenteils auf dem Scheiterhaufen landeten, und fliehen darum ins nahe gelegene Reich des Königs von Aragon, doch ein Teil der Ritter, unter ihnen der Vater Oliviers, bleiben auf der Burg zurück.
Erzogen von seinem Stiefvater und seinem Onkel, einem berühmten Katharer, wächst Olivier im Exil auf und wird nach seiner Ausbildung zum Ritter am Hofe von Barcelona und seinem ersten Abenteuer als Beschützer von geheimen katharischen Schriften, die sein Onkel mit ihm aus Bulgarien holt, zum rebellischen Freiheitskämpfer unter den Grafen von Toulouse. Er lernt auf vielfältige Weise die Liebe kennen und hat auch im Kontakt mit Bruder Franziskus erste Zweifel an seiner Religion. Aber die Rückeroberung seiner väterlichen Ländereien hat Vorrang. Für deren Besitz ist er auch bereit, sich mit Papst und französischer Krone zu arrangieren und seine wahre Denkweise zu leugnen. Er heiratet und zeugt einen Sohn, auf den er seine ganzen Hoffnungen setzt. Er beteiligt sich als Vertrauter König Jaumes I. von Aragon und Katalonien an der Rückeroberung von Mallorca und geht unter Einsatz seiner Gesundheit auf Pilgerfahrt, um sich und seinen Erben vom wiederholt ausgesprochenen Bann des Erzbischofs von Narbonne zu befreien. Doch sein Herz schlägt für sein Land und sein einst stolzes, freies Volk, das von der Inquisition geknechtet wird und dessen Werte Paratge, Mesura und Lerguesa – Gleichheit, Mäßigkeit und Edelmut – unterdrückt werden.