Die gestörte Form
Zur Tradition und Bedeutung eines architektonischen Topos
Susanne H Kolter
Architektur – ob gezeichnet, gemalt oder tatsächlich gebaut – vermittelt zumeist den Eindruck des Festen und Schützenden. Doch was geschieht, wenn dieses Symbol von Dauer und Beständigkeit ins Wanken gerät oder gar plötzlich zusammenbricht? Tatsächlich entstehen in der Kunst, häufiger als man vermutet, neben dem Bild der Ruine oder dem des intakten Bauwerks spektakuläre Darstellungen einstürzender Architektur. Die fundamentale Störung der Form und der Ordnung dient dabei stets als Vehikel eines elaborierten intellektuellen Konzeptes, das durch Verunsicherung, Belustigung, Irritation, Schock. dem Betrachter vermittelt werden soll. Aber letztendlich sprechen solche Kunstwerke auch immer unser Interesse am Außergewöhnlichen und unsere „Lust am Zerdeppern“ an.