Die Hausnummern von Wien von Tantner,  Anton

Die Hausnummern von Wien

Der Ordnung getreue Zahlen

Hausnummern sind ein so selbstverständlicher Bestandteil unseres Alltags, dass es kaum denkbar scheint, dass diese erst einmal erfunden und zuweilen gegen Widerstände durchgesetzt werden mussten. In Wien gab es nummerierte Listen von Häusern bereits mit dem Hofquartiersbuch von 1566, doch waren diese Nummern nicht auf den Häusern angebracht, genauso wenig wie jene Zahlen, die den Häusern in den Steuer­anschlagbüchern ab 1749 zugeteilt wurden. Einen ersten Vorschlag, eine sichtbare Hausnummerierung einzuführen, gab es 1753, dieser wurde jedoch verworfen.
Erst im Zuge der Einführung der »Seelenkonskription« – eines neuen Rekrutierungssystems, verbunden mit einer Volkszählung – wurden 1770/71 in den westlichen Provinzen der Habsburgermonarchie und damit auch in Wien die Häuser nummeriert. Diese sogenannten »Konskriptionsnummern« wurden mit roter Farbe auf die Wände gemalt und es wurden sämtliche Häuser der Stadt – des heutigen Ersten Bezirks – beginnend mit eins durchnummeriert. Die gewählte Methode hatte den Nachteil, dass Änderungen im Häuserbestand dazu führten, dass die Nummern in Unordnung gerieten, weswegen 1795 und 1820 Umnummerierungen stattfanden und jahrzehntelang über die Schwierigkeiten, in Wien eine Adresse zu finden, geklagt wurde. Erst mit der Einführung der Orientierungsnummerierung von 1862 konnte dieses Problem behoben werden. Die Konskriptionsnummern jedoch blieben – teilweise bis heute – im Inneren der Häuser angebracht und sind weiterhin als »Einlagezahlen« für das Grundbuch von Relevanz.
Das vorliegende Buch behandelt die zuweilen verschlungenen Wege, die die Wiener Hausnummern in ihrer Geschichte durchliefen, von den Anfängen bis hin zum Anbringen der heutigen stahlblauen Tafeln ab dem Jahr 1958 und zu der Adresse »Ballhausplatz 1A«. Der Anhang lädt zu einer »Hausnummernflanerie« ein, die zu Stationen der Wiener Innenstadt führt, an denen heute noch die Reste der historischen Adressierungssysteme sichtbar sind, am Schluss werden jene Hilfsmittel – Häuserschematismen, Konkordanzen und Pläne – angeführt, mit denen eine historische Wiener Adresse lokalisiert werden kann.

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