Die Konstruktion Amerikas
Bilderpolitik in den "Grands Voyages" aus der Werkstatt de Bry
Anna Greve
Am Beispiel der Kupferstecher- und Verlegerfamilie de Bry wird in diesem Band zunächst die gesellschaftliche Position der niederländischen Emigranten im Frankfurt des 16. Jahrhunderts untersucht. Der zweite Teil befaßt sich mit der „Konstruktion Amerikas“ in der Serienedition der Grands Voyages (1590- 1634) aus der Werkstatt de Bry. Die Kupferstecher fertigten neue Illustrationen zu den vorwiegend protestantischen, älteren Reiseberichten an. Durch eine neuartige Kombination tradierter Bildmotive wurden die fremden Menschen in der „Neuen Welt“ dargestellt. Die Bild(er)findungen waren derart erfolgreich, dass sie bis heute in Ausstellungen, Schulbüchern und Zeitungen reproduziert werden. Ihren Beitrag zu den europäischen Vor-Urteilen gegenüber den Fremden in Amerika erforscht diese Studie. Unter Berücksichtigung kulturanthropologischer, literaturwissenschaftlicher, historischer und kunsthistorischer Forschungen betrachtet sie die Grands Voyages als Teil der europäischen Identitätsfindung im Kontext der religiösen Konflikte des 16. Jahrhunderts und deren Auswirkungen auf die Eroberung und Kolonisation des amerikanischen Kontinents.