Die KPÖ und der Februar 1934
Mit den internen Berichten der KP-Bezirksgruppen und Karten des Bundesheeres
Hans-Peter Weingand
Die Kommunistische Internationale und ihr folgend auch die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) betrachteten die Sozialdemokratie Anfang der 1930er-Jahre nach der sogenannten „Sozialfaschismus-Theorie“ als Verbündete des Faschismus. Doch nach der Zerschlagung der sozialdemokratischen und der kommunistischen Partei durch das deutsche NS-Regime 1933 und den Aufstand sozialdemokratischer Arbeiter gegen den Faschismus im Februar 1934 in Österreich konnte diese These nicht weiter aufrechterhalten werden. Ungefähr 13.000 SozialdemokratInnen traten nach den Februarkämpfen der KPÖ bei, die zuvor eine Gruppe mit nur 3.000 Mitgliedern gewesen war.
Über 85 Jahre nach diesen Ereignissen dokumentiert dieses Buch diesen Wandel und präsentiert darüber hinaus einen bisher praktisch unbekannten Quellenbestand: die internen Berichte von KP-Gruppen aus ganz Österreich von den Kampftagen bis Anfang April 1934. Die Dokumente erlauben Einblicke in die illegale KPÖ, liefern weiterführende Informationen zu lokalen Ereignissen oder zu sozialgeschichtlich interessanten Fragen: so zu Konflikten zwischen Arbeitern und Arbeitslosen oder zur Beteiligung von Frauen im Februar 1934.
Die Februarkämpfe trugen zu einer Änderung der Strategie der Kommunistischen Internationale bei. Bisher nicht verwendete Dokumente aus Moskauer Archiven zeigen die Diskussion und folgende Durchsetzung der sogenannten „Volksfront“-Strategie beim VII. Kongress der Kommunistischen Internationale im Sommer 1935 und die Forderung nach Österreich als „demokratische Republik“ im Jahr 1936.
Zwei beiliegende Karten zeigen die Vorbereitung des Bundesheeres für eine bewaffnete Auseinandersetzung mit dem Republikanischen Schutzbund: regionale Verteilung und Stärke des Schutzbundes wurde bundesweit beobachtet, für Wien bereits im Vorfeld Aufmarschpläne erstellt.