Die lateinische Schriftkultur in den böhmischen Ländern bis zum 12. Jahrhundert
Handschriften, Fragmente und Skriptoria
Dalibor Havel
Die Monographie beschäftigt sich mit den Anfängen der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren. Großes Augenmerk wird dabei auf die Präsentation frühmittelalterlicher Handschriftenfragmente gelegt, von denen die meisten hier das erste Mal veröffentlicht werden. Vor diesem Hintergrund bietet die Studie großes methodisches Potenzial, welches für vergleichbare Arbeiten mit fragmentarischen handschriftlichen Quellen des jüngeren Mittelalters genutzt werden kann.
Auf der Grundlage einer umfassenden paläographischen und kodikologischen Analyse wird das Vordringen der lateinischen karolingischen Schrift in die böhmischen Länder als ein Begleitphänomen der lateinischen Strömung der Christianisierung dargestellt, die ab dem 9. Jahrhundert hauptsächlich von Bayern aus in den mittleren Donauraum führte, womit der Bau der ersten kirchlichen Institutionen verbunden ist. Ein wichtiger Wendepunkt trat Mitte des 11. Jahrhunderts ein, als die ursprüngliche Passivität (d.h. die Abhängigkeit der böhmischen Länder vom Import von Büchern aus dem Ausland) allmählich in eine aktive Beteiligung der Tschechen an der Schaffung und Vervielfältigung der lateinischen Texte überging. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Spuren der ersten nachweisbaren Schreibschule, die im Benediktinerkloster Břevnov/Breunau unter Abt Meginhard betrieben wurde. Die Monographie stellt die erste zusammenfassende Behandlung der Anfänge der lateinischen Schriftkultur in den böhmischen Ländern mit paläographischen und kodikologischen Methoden dar; der Autor analysiert eine Vielzahl von schriftlichen Quellen, auch solche, die bisher völlig ausgespart wurden. Es handelt sich hauptsächlich um Handschriftenfragmente – viele davon werden hier erstmals veröffentlicht. Das Buch enthält auch die Rekonstruktion des ersten benediktinischen Skriptoriums in Břevnov/Breunau in der Mitte des 11. Jahrhunderts und des Skriptoriums in Hradisko/Gradisch bei Olmütz aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Das Buch ist mit hochwertigen Farbreproduktionen aller relevanten Quellen ausgestattet, einschließlich instruktiver Diagramme, die kodikologische Beobachtungen darstellen, einschließlich ihrer Provenienzverzeichnisse.