Die Modelle der repressiven Verbandsverantwortlichkeit im polnischen Recht
Unter Berücksichtigung der langjährigen Diskussion zur Verbandsstrafbarkeit in Deutschland
Hanna Maria Malik
Diese Arbeit schließt eine bisher in der deutschen Rechtsvergleichung bestehende Lücke auf dem Gebiet des „Unternehmensstrafrecht“ durch die detaillierte Analyse der Modelle der repressiven Verbandsverantwortlichkeit de lege lata und de lege ferenda im polnischen Recht. Die Autorin entwickelt vor dem Hintergrund des sozioökonomischen und historischen Kontextes sowie der Rechtspraxis anhand der qualitativen Analyse der Gerichtsakten von polnischen Amts-und Bezirksgerichten die dogmatische Analyse fort. Die rechtsvergleichende Perspektive dient einerseits der Bewertung der polnischen Lösungsansätze zur Verbandsverantwortlichkeit. Andererseits erlaubt sie es, die langjährige Diskussion zum Verbandsstrafrecht in Deutschland mit einem gewissen Abstand neu zu betrachten. Die Analyse des Gesetzes über die Verantwortlichkeit von Kollektivsubjekten aus dem Jahr 2002 und des Regelungsvorschlages von 2019 in Polen bringt die klassischen Dilemmata und das Zusammenspiel von kriminalpolitischen, rechtsdogmatischen und sozioökonomischen Argumenten bei der Verabschiedung und Anwendung der Verbandsverantwortlichkeit zum Vorschein. Gleiche Tendenzen erkennt man auch bei den deutschen kriminalpolitischen Vorschlägen (VerbStrG und Kölner Entwurf) sowie beim BMJV-Referentenentwurf für ein Unternehmenssanktionengesetz.