Die politische Steuerung der dualen Berufsausbildung in Deutschland im Spannungsfeld von Bundes- und Landespolitik
Dualistische Divergenz und Konvergenz, dargestellt am Beispiel der Zertifizierung der Prüfungsergebnisse in der dualen Berufsausbildung
Berthold Gehlert
Der Verfasser analysiert das Prüfungswesen im Bereich der dualen Berufsausbildung in Deutschland mit Blick auf die Zertifizierung durch die zuständigen Stellen (Kammern) und durch die Berufsschulen. Dabei geht es um das lang anhaltende Ringen, ob und ggf. wie das Zusammenspiel der für das duale System konstitutiven Lernorte Betrieb und Berufsschule auch bei der abschließenden Leistungsfeststellung zum Tragen kommt. Die praktische Relevanz dieser Thematik wird als „exemplarischer Streitfall“ vom Inkrafttreten des Berufsbildungsgesetzes bis heute deutlich und ausführlich behandelt. Dabei wird aufgezeigt, dass sich in der dualen Berufsausbildung ein tripartistisches Verhandlungssystem historisch entwickelt und fest etabliert hat. Der Staat als einer der Akteure agiert dabei nicht einheitlich, sondern in seinen Bund-Länder-Instanzen aus zwei unterschiedlichen Rechtskreisen. Im Ergebnis verteilen sich die staatlichen Gestaltungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich auf Bundes- und Länderebene und gestehen den Sozialpartnern eine dominante Einflussnahme zu. Als Handlungsempfehlung plädiert der Autor für Optionsmodelle im dualen Prüfungswesen auf der Grundlage einer institutionell offenen Prüfungsstruktur. Zum Autor:Berthold Gehlert, Dr. rer. pol., geb. 1945, studierte das Höhere Lehramt an beruflichen Schulen in München. Als Berufsschullehrer, Seminarvorstand (Lehrerbildung) und Schulleiter kann er auf jahrzehntelange Erfahrungen in der Berufsbildung zurückblicken. 2012 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande für Leistungen für die Belange des beruflichen Schulwesens verliehen. Von 2005 bis 2013 leitete er den Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS), dessen Ehrenvorsitzender er heute ist.