»… die Reste noch eindrucksvoller gestalten« und erhalten
Erfahrungen aus 150 Jahren archäologischer Denkmalpflege in der Türkei
Katharina Steudtner
An archäologischen Grabungsstätten werden bauliche Zeugnisse der Vergangenheit freigelegt – zugleich sind diese Stätten geprägt durch die archäologische Arbeit selbst: durch das Bewahren oder Abtragen von archäologischen Schichten, die interpretierende Wiedererrichtung von Zerstörtem, aber auch die Gestaltung einer Stätte im Kontext der sie umgebenden Landschaften und Stadträume und die Interaktion mit den dort lebenden Menschen.
Der vorliegende Band beschäftigt sich mit diesen Prozessen, indem er exemplarisch für verschiedene Wirkungsstätten des Deutschen Archäologischen Instituts in Kleinasien untersucht, welche Praktiken der Bauforschung und welche Konzepte archäologischer Denkmalpflege im Laufe von etwa 150 Jahren wirksam wurden und wie diese auf die Komplexität dieser Orte zu antworten versuchen.
Durch die Verschränkung wissenschaftshistorischer und akteurszentrierter Perspektiven kommen dabei theoretische Konzepte, konkrete praktische Herausforderungen, immer wieder aber auch individuelle Lösungen zur Darstellung. Reflektiert werden zudem politische Rahmenbedingungen, etwa zunehmend national ausgerichtete Denkmalpflegediskurse nach dem Einschnitt des Ersten Weltkriegs oder wachsende Einflüsse der Gastgeberländer nach dem Zweiten Weltkrieg.
Je vier Kapitel widmen sich den Anfängen der Bauforschung und Denkmalpflege seit 1890, der Methodenentwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dem bisher wenig erforschten Thema Schutzbauten sowie dem Site Management. Als Autor*innen konnten Beteiligte verschiedener Grabungen gewonnen werden, die in ihren Beiträgen zugleich die Arbeit ihrer Vorgänger*innen würdigen. Die hiermit vorgelegte zusammenhängende Darstellung dieses wichtigen Bereichs archäologischer Denkmalpflege ist zugleich ein Fundus für die Praxis vor Ort.