Die Rhetorik der Nation in britischer Literatur und anderen Medien des 18. Jahrhunderts
Birgit Neumann
Nationale Images, Schreckbilder von tyrannischen, verarmten, effeminierten, metaphysisch verklärten, in (fast) jedem Fall hoffnungslos unterlegenen Fremden sind in britischer Literatur und anderen Medien des 18. Jahrhunderts allgegenwärtig. Die Stereotypie dieser Images lässt sich nicht allein damit erklären, dass Deutungen anderer Kulturen immer schon durch kulturspezifische Vorannahmen geprägt sind. Vielmehr ist sie Teil einer strategisch eingesetzten Rhetorik der Nation, die auf Meinungsbildung im öffentlichen Raum zielt. An der Herausbildung kulturell einflussreicher Selbst- und Fremdbilder sind im Großbritannien des 18. Jahrhunderts diverse fiktionale und nicht-fiktionale Medien beteiligt: theoretische Schriften, Geschichtswerke, Predigten, Druckgraphiken, Reiseberichte, Gedichte, Dramen, Romane, etc. Die Analyse der gattungs- und medienspezifischen Rhetorik der Nation liefert Einblicke in ästhetische Formen und kulturelle Funktionen nationaler Stereotypisierung. So wird das diskursive Konstrukt ‘Nation’ als offener Prozess der wiederholten Setzung tradierter Stereotype und Sinnstiftungsformate beschreibbar.