Die selbstbeschränkte Freiheit
Warum wir uns gern sozialen Normen unterwerfen
Tilly Kübler-Jung
Der Mensch ist ein soziales Wesen, das die Gemeinschaft sucht. Doch jede noch so kleine Form der Gesellschaft benötigt eines grundlegend: Regelung durch soziale Normen. Ohne ein Mindestmaß an Verhaltensregeln wüssten wir nicht, wie andere Menschen reagieren, und könnten unser Verhalten nicht auf das Verhalten anderer abstimmen. Chaos wäre die Folge. Andererseits widerspricht eine solche Reglementierung der menschlichen Natur und dem Bedürfnis nach Freiheit. Warum befolgen wir also soziale Normen, die unserem Streben nach freier, subjektiver Entfaltung zutiefst widersprechen – und das sogar freiwillig? Warum lassen wir unsere Handlungsfreiheit durch gesellschaftliche Normen einengen – und machen nicht einfach, was wir wollen?