Die sogenannten St. Galler Annalen
Eine anonyme Fortsetzung der Chronik Hermanns des Lahmen (1054–1102)
Benedikt Marxreiter
Das historiographische Hauptwerk des berühmten Reichenauer Mönchs Hermann der Lahme († 1054) wurde schon bald nach dessen Tod mehrfach redigiert und fortgesetzt. Von den bekannten Hermann-Fortsetzungen sind die sogenannten St. Galler Annalen diejenigen, die die Ereignisse der Investiturstreitzeit zeitlich am weitesten, nämlich bis ins Jahr 1102, verfolgen, und die einzigen aus prokaiserlicher Perspektive. Dennoch fanden sie in der Forschung bislang die mit Abstand geringste Beachtung. Entscheidend hierfür war, dass die Aufzeichnungen lange Zeit als verschollen galten und im Gegensatz zu den eher endenden Hermann-Continuationes Bertholds von Reichenau († 1088) und Bernolds von Konstanz († 1100) (SS rer. Germ. N.S. 14) bislang in keiner kritischen Edition greifbar waren. Der vorliegende Band schließt diese Forschungslücke und legt mit der Edition, der eine deutsche Übersetzung beigegeben ist, die Grundlage für eine adäquate wissenschaftliche Auseinandersetzung auch mit diesem reichhaltigen Stück Bodenseechronistik.