Die Struktur der Zeit in der Philosophie Alfred North Whiteheads
Joachim Klose
Wenn man über „Zeit“ nachdenkt, kommt man schnell zu der Überzeugung, dass der Begriff ein doppeltes Gesicht hat. Auf der einen Seite nutzen wir Zeit als veränderliche Größe erfolgreich in naturwissenschaftlichen Darstellungen für die Beschreibung von Prozessen und Bewegungen. Auf der anderen Seite steht dieses Maß der Bewegung im Gegensatz zu unserem Erleben von Zeitlichkeit, zur Erfahrung von Dauer, Augenblicken und Rhythmen. Bezeichnen wir mit dem Begriff „Zeit“ verschiedene Dinge, die unabhängig voneinander existieren? Entspricht die Zeit der Naturwissenschaften unserem Erleben von Zeitlichkeit? Alfred North Whitehead beschäftigte sich als Philosoph vor allem mit der „physikalischen” Wirklichkeit unserer Wahrnehmungswelt, wobei sich seine Aufmerksamkeit besonders auf die Begriffe von Raum und Zeit konzentrierte. Der Ausgangspunkt seines Philosophierens über den Zeitbegriff ist aber die Grunderfahrung des menschlichen Erlebens von Zeitlichkeit. Whitehead zeigte, dass sich die kontinuierliche Zeit der Physik durch einen Abstraktionsprozess aus erlebten Zeitspannen herleiten lässt. Die Wirklichkeit ist aus Ereigniseinheiten aufgebaut, die feste zeitliche Ausdehnung besitzen. Sie sind die real erfahrbaren Dinge, aus denen die Welt besteht. Die Entdeckung der Zeitlichkeit der Ereignisse ist der Schlüssel zur gesamten philosophischen Entwicklung Whiteheads.