Die Symbole des Westens
Von den Bildern, die unser Denken prägen
Angela C. Contzen
Die Bilderwelt unserer abendländischen Kultur ist unendlich reich und spiegelt ein jahrtausendealtes religiöses Erbe. In den großen symbolischen Bildern wie Kreuz und Kelch, Blut und Brot, Wasser und Wein wird dieses Erbe bewahrt. Bis heute prägen diese Bilder unser Denken und unser Weltbild. Doch das haben wir vergessen. Wir haben unser religiöses Erbe einem so heftigen Bildersturm ausgesetzt, dass es unter unseren Händen verfällt. So tappen wir im Dunkeln umher, in einer metaphysischen Obdachlosigkeit mit einer unbestimmten Sehnsucht nach Glaube, Geborgenheit und Sinn.
Bis heute bestimmen die alten religiösen Bilder auch unseren Kalender. Die Symbole des Westens sind eingraviert in unseren Jahreslauf, sind aufbewahrt in unseren Fest- und Feiertagen, und alle Versuche, sie aus unserem Leben zu eliminieren, sind bislang gescheitert. Der Jahreslauf ist wie eine Landkarte, auf der die großen Themen des Menschseins – Geburt, Tod und Auferstehung – mit dem Lauf der Sonne durch den Tierkreis und mit den Bildern der Jahreszeiten verknüpft sind. Natur und Religion sind seit je eine unauflösliche Einheit. Von Anbeginn an wird die Geburt des Lichtes im dunklen Winter gefeiert, wird die Auferstehung des Gottes mit der Auferstehung der Natur im Frühling parallelisiert. „Die Symbole des Westens“ ist ein Versuch, unter den Trümmern der Moderne die Grundmauern der eigenen religiösen Tradition wiederzufinden und damit eine tiefere Seite des Seins.