Die verletzte Trommel
Der Krieg im slowenisch-triestinischen Karst 1915-1917
Lutz Musner
Dieser Essay ist weder eine Kriegsgeschichte noch eine wissenschaftliche Abhandlung im herkömmlichen Sinne. Vielmehr ist es ein Versuch zu verstehen, wie durch die Schrecken der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts aus einer idyllischen, wenn auch kargen Landschaft, wie aus einer Friedens- eine Kriegslandschaft werden konnte. Es ist eine Erzählung über Tod, Krankheit und Trauma, und es ist eine Erzählung darüber, wie aus und mit friedfertigen, vielfach unwissenden Menschen nach 1918 wiederum ein neuer Krieg entstehen konnte. Es war ein Nachkrieg, der Verzweifelte und Militante in ein mörderisches Abenteuer trieb, der Abertausende ohne Gnade und Erbarmen hinschlachtete.
Der Essay ist auch ein Versuch, verständlich zu machen, wie der von Peter Handke so elegisch wie romantisch beschriebene slowenisch-triestinische Karst zu einer Brutstätte des mitteleuropäischen Faschismus werden konnte. Denn der Carso Maledetto war nicht nur eine Hölle aus Stein, Feuer und Stahl, er wurde auch zu einer „Gehschule“ gewalttägiger, menschenverachtender Phantasien und zum Ausgangspunkt einer barbarischen Mission eine neue Gesellschaft zu schaffen, die alle Errungenschaften der europäischen Aufklärung nicht nur aufheben, sondern mit aller Gewalt in ihr totalitäres Gegenteil verkehren wollte.