Die Wallfahrtskirche Maria Hilf bei Freystadt und die Dreifaltigkeitskirche in München
Zwei Hauptwerke des Architekten Giovanni Antonio Viscardi (1645/47–1713)
Katharina Schmidle
Die Autorin Katharina Schmidle widmet sich in ihrer Dissertation den beiden Hauptwerken des Graubündner Architekten Giovanni Antonio Viscardi (1645/47–1713), der Freystädter Wallfahrtskirche Maria Hilf und der Münchner Dreifaltigkeitskirche. Viscardi schuf in den beiden Sakralbauten einen Zentralbau-Typus, in dem sich italienisches und bayerisches Formengut vereinen; er sollte wesentlichen Einfluss auf den Baumeister Johann Michael Fischer haben.
Mittels exakter, reich mit Bildern belegter Architekturanalysen und anhand zeitgenössischer Quellenschriften weist die Autorin nach, dass Giovanni Antonio Viscardi im kulturellen Austausch mit verschiedenen Regionen Mitteleuropas stand: Seine Formensprache lässt eine Auseinandersetzung mit oberitalienischer Baukunst erkennen, über die Druckgrafik war er mit zeitgemäßen Formen aus Rom vertraut und aufgrund der politischen Konstellationen befasste er sich mit dem österreichischen Hochbarock.
Nicht unbeleuchtet konnten in der vorliegenden Arbeit die religiösen und politischen Auseinandersetzungen kurz nach 1700 bleiben, da sie sowohl auf die jeweiligen Auftraggeber als auch auf die ausführenden Künstler Einfluss hatten. So setzte sich der Bauherr Graf Ferdinand Lorenz von Tilly, ein Großneffe des Feldherrn Johann von Tilly, mit der Maria Hilf-Kirche in Freystadt auch ein herrschaftliches Monument. Der Münchner Kirchenbau mitsamt seinem von Cosmas Damian Asam gestalteten Freskenprogramm dagegen ist ein Stein gewordenes Zeitdokument des Spanischen Erbfolgekriegs und sich ändernder Machtverhältnisse in München.