Die Welt im Rausch
Vom Feiern und Festen
Gerhard Oberlin
›Infantilismus‹, ›Puerilismus‹, ›Narzissmus‹ sind einige der Begriffe, mit denen man versucht, den „Zeitgeist“ in den (post-)industriellen Gesellschaften des Westens zu etikettieren. Insbesondere haben sich Sozialpsychologie, Soziologie, Psychiatrie und Medienwissenschaft der Erklärung der auffälligsten Phänomene gewidmet. Psychische Störungen, antisoziales Verhalten, Autoritätsverlust, schizoide und faschistoide Denkmuster, Medienmissbrauch usw. sind zu untersuchen, die als wiederkehrende Merkmalstrukturen auffallen. Zahlreiche Beispiele sozialen Unfriedens, rassistisch motivierter Gewalt bis hin zu rechtsradikalen Umsturzaktionen, ›Todeslisten‹ und Hassverbrechen weisen auf die Zerstörung demokratischer Überzeugungen und der zur Konsensfindung nötigen Streitkultur hin. Dieses Buch spürt den hedonistischen ›Ventilfunktionen‹ vor diesem Hintergrund nach. Es zeigt auf, dass die ›Generation Party‹ keineswegs ohne Wegbereiter ist und der ›Rausch in Gesellschaft‹ den verbreiteten Subjektivismus nur im Gruppenformat vergrößert. Im Hang zu ›feiern‹ verrät sich ein destruktiver, ja subversiver Daseinsmodus, der auf psychosoziale Versäumnisse von gesellschaftlicher Tragweite schließen lässt.