Die Wiederentdeckung der Diaspora
Gelebte Transnationalität russischsprachiger MigrantInnen in Deutschland und Kanada
Natalia Kühn
Die grenzüberschreitende Mobilität und die Diaspora sind keine neuen Phänomene in der Geschichte der Menschheit. Die fortschreitende Globalisierung, vor allem aber die immer günstigeren und schnelleren Transportmittel sowie neue Kommunikationssysteme und Medien fördern die Entwicklung transnationaler Lebensformen. Die Letzteren werden von vielen Menschen als eine zusätzliche Ressource, als eine Anpassungs- und Überlebensstrategie angesichts globaler Herausforderungen genutzt.
Ein transnationales Gebilde stellt auch die „Neue Russisch(sprachig)e Diaspora“ dar, die auf einer gemeinsamen Sprache als Kommunikationsmittel und Informationsträger baut. In der Konsequenz heißt es dann, dass es weder um ethnische noch nationale Netze geht, sondern der praktischen Vernunft folgend um ein sprachlich fundiertes Netzwerk. Diese Sprachbezogenheit ist neu und unterscheidet es prinzipiell von den „alten“ Diaspora-Phänomenen. Die „Neue Diaspora“ weist zwar noch gewisse Züge einer „vorgestellten“ Gemeinschaft auf, fungiert aber längst als eine neue Form von Gesellschaft und kann somit als ein Vorgriff auf Weltgesellschaft verstanden werden.