Dieselben Augen, dieselbe Seele
Theresia Winterstein und die Verfolgung einer Würzburger Sinti-Familie im "Dritten Reich"
Hans P Baum, Roland Flade, Sybille Grübel, Renate Schindler, Ulrich Wagner
Im Frühjahr 1940 tritt die 18-jährige Sintezza Theresia Winterstein im Würzburger Stadttheater in der Oper „Carmen“ als Tänzerin und Sängerin auf. Ihr Bruder Kurt beginnt 1942 eine Schulung als Reserveoffiziersanwärter der Wehrmacht. Der nationalsozialistische Rassenwahn beendet solche Karrieren und zerstört das Leben unzähliger „Zigeuner“. 1943 stirbt eine Tochter Theresia Wintersteins wahrscheinlich als Folge medizinischer Experimente in der Universitäts-Kinderklinik; sie selbst wird zwangssterilisiert, ebenso wie ihr Bruder, den die Wehrmacht ausstößt. Mehrere Mitglieder der Familie Winterstein, darunter sechs Säuglinge und Kleinkinder, werden in das „Zigeunerlager“ in Auschwitz verschleppt, wo die meisten elend zugrunde gehen. Während die Täter ihre Laufbahnen nach 1945 oft fortsetzen können, dauert es Jahrzehnte, bis den Sinti Gerechtigkeit wiederfährt.