Domini Canes
Gunther Brandauer
1347 das Jahr in dem die Pandemie, ausgehend von Genua über den Reschenpass, ganz Europa über viele Jahre fest in ihren Griff bekam. In diesem Jahr sollte der zwölfjährige Ludolph von seiner Familie getrennt in ein Kloster verbracht werden, um dem Herrn in Demut zu dienen.
Ludolph aber konnte und wollte nicht verstehen, warum die Institution Kirche die Macht habe über sein Leben zu bestimmen. Ludolph selbst stammte aus einer armen Bauernfamilie welche in der Nähe von Cambodunum, eine der ältesten Städte Deutschlands, ihr Zuhause hatte. Abgenabelt von seiner Familie und der Scholle, auf der er so gerne mit seinen Brüdern und seinem geliebten Vater arbeitete, sollte er nun allein und verlassen, innerhalb von grauen, abweisenden Mauern sein Leben fristen.
Seine ersten Eindrücke im Kloster waren äußerst deprimierend, sodass seine einzige Intension war, alsbald aus diesem Kerker zu entfliehen. Zudem konnte er nicht verstehen, dass dieser Gott, von dem sie alle redeten, so viel Unheil über die Menschen zulässt.
Ludolph, ein sehr intelligenter Bursche, begann dieses Wesen infrage zu stellen, bis er eines Tages diesen Gott als sein Werkzeug zu benutzen wusste, um daraus sein Ansehen und seine Macht zu generieren. All das in einer Zeit in der, der höhere Klerus opulent, ausschweifend und voller Fleischeslust lebte, ihren Schäflein aber stets Enthaltsamkeit predigte.
In reiferen Jahren stellt er auch die Genesis der Kirche infrage. Wie konnte es sein, dass eine Religion sich als einzig Wahre darstellt und die Schöpfung für sich beansprucht. Sein Studium in Kirchenrecht, in der damals bereits weltoffenen Stadt Prag, öffneten ihm noch mehr die Augen zu diesem Gott, den so viele loben und preisen und in dessen Namen so viel Unheil auf die Menschen niedergeht, wobei er nicht die Lehre, sondern die Kurie infrage stellt.