Dorfverwaltung und Dorfgemeinschaft in Ägypten von Diokletian zu den Abbasiden
Lajos Berkes
Hiermit wird das erste Mal eine systematische Analyse der Dorfverwaltung und der Struktur der Dorfgemeinschaft im spätantiken Ägypten (4.–8. Jahrhundert n.Chr.) vorgelegt, deren Basis mehrere Tausende neu aufgearbeitete Papyrusdokumente in verschiedenen Sprachen (Griechisch, Koptisch, teils Arabisch) bilden. Ein besonderes Forschungsproblem stellte dabei seit jeher die schwer durchschaubare Terminologie der Beamtentitel in den Dörfern dar. Ihre mikrophilologisch angelegte Untersuchung nimmt daher den größten Teil dieses Buches ein. Die anhand dessen gewonnenen Ergebnisse eröffnen dann eine übergreifende Perspektive auf die lokale Verwaltung und Gesellschaft im Übergang von der byzantinischen zur arabischen Herrschaft. Demnach wies die Verwaltungsstruktur der Dörfer ein relativ einheitliches Schema auf, wobei es gleichwohl ausgeprägte regionale Tendenzen gab. Entgegen früheren Auffassungen war das spätantike Ägypten durch starke, selbstbewusste Dorfgemeinschaften charakterisiert. Ein Vergleich der ägyptischen Evidenz mit verschiedenen Quellen aus Palästina, Syrien und Anatolien legt nahe, dass Dörfer im spätantiken östlichen Mittelmeerraum nach ähnlichen Prinzipien organisiert waren. Die Arbeit wurde mit dem Philippika-Preis des Harrassowitz Verlags sowie dem Ruprecht-Karls- und dem Dr. Gerhard Ott-Preis der Universität Heidelberg ausgezeichnet.