Driften
Flucht und Migration – 14 Menschen im Porträt – Ein Film von Margit Schild, Kamera: Jan-Malte Enning
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Vierzehn Menschen erzählen von ihren Flucht- oder Migrations-Schicksalen und
initiieren einen Prozess des ästhetischen Dialogs: Eine zu zweit erstellte „Raumzeichnung“
wird von einem Teilnehmerpaar zum nächsten weitergegeben. Dabei
nehmen sie Bezug auf das vorangegangene Ergebnis und verändern es, je nach
eigener Auffassung und Herangehensweise.
Die Raumzeichnungen entstehen mit Hilfe von schwarzem und weißem Tape.
Damit werden spontan und ohne Vorbereitung auf einer Probebühne imaginäre
Szenen kreiert. Der Film entwickelt sich entlang dieser ständig wechselnden Szenen
und erzählt die Geschichten der Teilnehmer in einer eigenen Bildsprache.
„Driften“, das titelgebende Verb des Films, hat viele Facetten. Das Treiben und
Sich-Treibenlassen, das es beschreibt, bewegt sich zwischen dem Dahinplätschern
in sanfter Brise und der Bewegung am Rande des Kontrollverlustes, ohne
Eingriffsmöglichkeit. Zwischen diesen Extremen oszilliert auch der Film „Driften“.
Die interviewten Flüchtlinge und Einwanderer, die aus ganz unterschiedlichen
politischen Systemen, zu unterschiedlichen Zeiten, mit verschiedenen Motivationen
und Zielen nach Deutschland gekommen sind, berichten von ihrem derzeitigen
Leben in Deutschland und auch von ganz alltäglichen Sorgen. Allerdings
erfahren die Zuschauer, manchmal direkt, manchmal zwischen den Zeilen, immer
wieder etwas von der Dramatik einer Flucht und der alles verändernden Endgültigkeit
einer Auswanderung – sei sie nun freiwillig oder unfreiwillig.
Die Machart des Filmes korreliert mit dieser emotionalen Spannbreite, indem er
mit zwei Ebenen arbeitet: einer Interviewebene, in der die Filmemacherin Margit
Schild die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt, und einer Gestaltungsebene,
in der die Teilnehmer mit schwarzem und weißem Tape auf dem Fußboden und
den Wänden eines Theaterproberaumes Zeichnungen im Raum anfertigen.
Der Film „Driften“ eignet sich hervorragend, um z. B. im Schulunterricht die notwendige
vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der die Schülerinnen und
Schüler solche Erfahrungen angstfrei und diskret ansprechen können.
Der Film kann hier hilfreicher sein als ein Gespräch, der Blick auf erzählte Erfahrungen
Anderer weniger bedrohlich als das direkte Besprechen eigener Erfahrungen.