Durch meine Verse lasse ich lange Fische gleiten
Gedichte. Zweisprachige Ausgabe
Özlem Özgül Dündar, Joachim Sartorius, Hans Thill, Ernest Wichner, Izzet Yasar
Dem Dichter Izzet Yasar wird keiner vorwerfen, dass er uns mit bunten Idyllen langweilt. Seine Verse sind vielmehr sarkastisch, zupackend, frisch. Es sind Gedichte, die sich in der Tradition des Surrealismus wissen, aus einer Zeit, als dieser noch konfrontativ war, die Revolte wagte. Der engagierte Robert Desnos kommt bei Yazar zu Wort mit seiner ‚Poésie ininterompue‘, seiner ‚Poesie, die keine Unterbrechung kennt‘. Natürlich weiß Yazar, dass die Poesie jede Rettung verweigert. ‚fang gar nicht erst an mit diesem gedicht/ du wirst es bereuen‘ heißt es in seinem programmatischen Text, der nicht umsonst eine französischen Titel trägt: ‚Le poète raille‘ (der spöttische Dichter). Auch Yazar neigt zum Spott. Und beginnt bei sich selbst: ‚was ist ein gedicht schon anderes, als sich hinzulegen und mit seiner behaarung zu spielen‘.
Seine oft langzeiligen Gedichte atmen aber auch Sinnesfreude, erfreuen den Leser mit gewagten Metaphern und kühnen Konstruktionen. Gegen die herrschende Prüderie und Großmannssucht setzen sie die Geste eines irridentistischen Einzelgängers, der provoziert: ‚auf ewig gesegnet sei der fluch der ausgestoßenen.‘
Für den deutschen Leser die Entdeckung einer neuen Stimme aus dem noch unerforschten Kontinent der türkischen Poesie, kongenial übersetzt von der Dichterin Özlem Özgül Dündar, die mit ihren deutschen Versen beim diesjährigen Leonce-und-Lena-Wettberwerb in Darmstadt Aufsehen erregte.