edition diskord – Jahrbuch für klinische Psychoanalyse / Aggressivität
Claire Caumel, Laurence Croix, Annemarie Hamad, Lucien Israel, Jean-Pierre Lebrun, Michael Meyer zum Wischen, André Michels, Peter Müller, Karl-Josef Pazzini, Achim Perner, Dieter Pilz, Gérard Pommier, Claus-Dieter Rath, Bernhard Schwaiger, Alain Vanier
Der vorliegende Band erörtert, was aus psychoanalytischer Sicht nun siebzig Jahre später über den Umgang von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit dem Angegriffenwerden und der eigenen Haßbereitschaft gesagt werden kann. Eine Reihe von Fragen ist noch immer nicht abschließend beantwortet. Wie stellt sich heute das Verhältnis von Eros und Aggressionstrieb dar? – der eine möchte erhalten und vereinigen, der andere will zerstören und töten. Wie verknüpft sich die Zerstörungslust mit den verschiedenen erogenen Zonen bzw. Partialtrieben und in welchen Formen erscheint sie in unterschiedlichen Symptomgruppen, wie z.B. Hysterie, Zwangsneurose, Paranoia, „narzißtische Störungen“? Erklärt sich die Aggressionsneigung rein biologisch? Als Abwehr von Angst und Depression? Oder als Reaktionen auf rigide Erziehungspraktiken und soziale Zurücksetzungen? Welche Relevanz für die psychoanalytische Praxis haben die Erklärungen Melanie Kleins (Projizieren und Reintrojizieren) und Jacques Lacans (Genußneid gegenüber dem Rivalen und Aggressivität gegen den Verfolger, der zum Ich-Bild gehört)?
Die in diesem Band versammelten Autoren eint die Überzeugung, daß die Psychoanalyse einen gewichtigen Beitrag zur Beantwortung der hier aufgeworfenen Fragen nach der menschlichen Aggressivität zu leisten vermag. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß sie klinische, kulturelle und historische Dimensionen miteinander zu verbinden vermag.