Eine Schule der Frauen
Aufstieg, Fall und Neubeginn der Goetheschule in Hildesheim
Christina Prauss
Aus Unzufriedenheit mit der Bildung der Mädchen gründete Hildesheims Bürgerschaft 1858 die Städtische Höhere Töchterschule. Zunächst vorwiegend in Religion und Handarbeiten unterwiesen, wurden die Mädchen bald in allen Fächern von akademisch ausgebildeten Lehrern unterrichtet, die Schule in der Wilhelminischen Zeit mit Sternwarte, Labors und sogar Hörsälen ausgestattet. Hildesheims Gesellschaft feierte 1908 das glanzvollste Jubiläum ihrer Mädchenschule – in dem Jahr, in dem Frauen auch in Preußen das Reifezeugnis erwerben und an Universitäten studieren durften. In der Weimarer Republik waren an der nun Staatlichen Goetheschule die musische Erziehung und die in den »Leibesübungen« beispielhaft. Bis zu ihrer Entlassung 1933 versprach Direktorin Elisabeth Staiger, die Assistentin ihres Vaters Felix Klein, des bedeutenden Göttinger Mathematikers, gewesen war, der Goetheschule eine große Zukunft. Im Dritten Reich Modellschule für »hauswirtschaftliches Frauenschaffen« wurde die Schule beim Bombenangriff im März 1945 zerstört. Marie Anne Kuntze – als eine der ersten Frauen 1916 promoviert und 1926 zur Professorin berufen – baute sie wieder auf. Christina Prauss beleuchtet mit Details zur Bildungsbiografie von Lehrerinnen und Schülerinnen und unter Verwendung bisher unbekannten Archivmaterials die Innenansicht von Schulalltag und Schulkultur.