Elternsprechtag
Günter Fischerauer
Der Autor stellt uns zunächst den Ablauf eines Elternsprechtages dar, wie er gewöhnlicher und doch seltsamer nicht sein könnte. Ein monotoner Ablauf der bekannten Rituale, eingebettet in eine merkwürdig erotisch aufgeladene Atmosphäre, macht diese Erzählung zu einem Lesevergnügen mit überraschendem Ausgang. In dem Text „Roulette“ wird das Glücksspiel aus der Perspektive eines ehemaligen Spielers, nun Beobachter, messerscharf sezierend in den Blick genommen. Dabei werden die Abgründe menschlichen Fühlens und Denkens sichtbar, die die Spieler gnadenlos gefangen halten. In der Erzählung „Bertholds Kalkwerk“ und in dem Theaterstück „Die Ziege“ greift Fischerauer eines seiner bevorzugten Sujets auf: die Schilderung des am Leben gescheiterten Intellektuellen, des Verzweifelten und Gebrochenen. Immer suchen diese Figuren die Einsamkeit, in der Hoffnung, dort ihr Seelenheil zu finden – doch an Stelle von Glück und Zufriedenheit entwickeln sich letztlich nur Skurrilität und Wahnsinn. In einem weiteren Text beschreibt der Autor in aller Kürze eine Szene aus einem Fußballspiel zweier Kindermannschaften: derb, grotesk, abstoßend, was hier ebenso pointiert wie gekonnt skizziert wird. Das Buch endet mit einer Komödie, die diesen Namen wahrlich verdient. Die Spaßgesellschaft ist einem alten Mann ein Dorn im Auge und er bekämpft sie, indem er sich ihrer Mittel bedient.
Klaus Gattermaier