Emotion und Textverstehen
Ein Beitrag zur pragmalinguistischen Bibelexegese
Dirk Wördemann
Texte enthalten für die Lesenden nicht nur einen Inhalt, der in einer bestimmten Form präsentiert wird. Texte sind darüber hinaus auf Kommunikation mit den Lesenden angelegt. Sie enthalten eine Botschaft, die bei den Lesenden eine intendierte Wirkung (Pragmatik) erzielen soll. Emotionen sind Träger solcher kommunikativen Wirkungen. Sie bestehen aus einem komplexen Gefüge mentaler und körperlicher Manifestationen. Emotionen äußern sich in Mimik, Gestik oder erhöhtem Herzschlag und vor allem auch in kognitiven Bewertungsvorgängen. Emotionen kommunizieren Bedeutung und dienen der Bewältigung des Lebens. Die biblischen Bücher stehen ebenfalls in dieser Aufgabe. Emotionen und Sprache fließen ineinander. Sie werden zur Quelle der Pragmatik im Kommunikationsgeschehen zwischen Text und Lesenden. Das vorliegende Buch geht unter einem weiten Blick auf die antike Literatur anhand der Erzählfigur des Petrus im Matthäusevangelium der Frage nach, wie die antiken (Erzähl-)Texte der Bibel mit dem kommunikativen Instrument der Emotionen die Umsetzung ihrer Pragmatik erreichen. Dazu wird auf der Grundlage der Klärung des Begriffs der Emotion eine emotionslinguistische und narrative Emotionstheorie dargeboten, mit der Lesende im Verstehensvorgang die durch Emotionen ermöglichte Wirkung von Bibeltexten decodieren können.