Energy Services Management
Stefan Röder
Energieunternehmen sehen sich heute mit neuen Herausforderungen konfrontiert, z. B. mit einem dramatischen Investitionsbedarf für den Aus- und Umbau der Verteilnetze sowie für den Aufbau geeigneter Speicher- und Steuerungstechnologien – zur Kompensation von bidirektionalen und volatilen Stromflüssen durch zunehmende dezentrale Erzeugung. Gleichzeitig schaffen regulatorische Vorgaben und zahlreiche Maßnahmen zur Verbrauchssenkung (Absatzreduktion aus Sicht des Versorgers) einen deutlichen Kostensenkungsdruck. Hinzu kommt, dass die Energiewende zu geänderten und komplexeren Kundenbedürfnissen führt. War Energie noch bis vor wenigen Jahren ein „Low-Involvement-Produkt“, so hinterfragen Verbraucher verstärkt die Versorgungskette und lenken ihre Aufmerksamkeit auf die Qualität der Energieproduktion und -nutzung. Mehr denn je spielen Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine wichtige Rolle in ihren Entscheidungen. Die mündigeren Kunden verlangen zunehmend nach intelligenten und klaren Lösungen für ihre komplexen Fragestellungen. Mittlerweile herrscht Konsens darüber, dass den sich wandelnden Kundenbedürfnissen nur durch eine sinnvolle Bündelung von IT-, Kommunikationstechnologie- und Energieleistungen adäquat Rechnung getragen werden kann. Für Energieversorger kommt es zukünftig darauf an, sich gegenüber ihren Kunden nicht mehr nur als Lieferant von Nutzenergie, sondern als Systemdienstleister zu positionieren. Um eine solche Positionierung zu erreichen müssen jedoch zuvor attraktive Geschäftsmodelle identifiziert und bewertet werden. Hierfür bietet die betriebswirtschaftliche Literatur zwar ein breites Spektrum an Methoden, aber diese sind auf entsprechende Fragestellungen im Kontext der Energiewende bislang noch nicht in einen praxisorientierten Handlungsrahmen eingeordnet worden.