Entwicklungstendenzen der Privatstrafen
Strafschadensersatz im antiken römischen, deutschen und US-amerikanischen Recht
Esther Sonntag
Ist der Strafschadensersatz ein „Saurier der Rechtsgeschichte“? An eine Untersuchung der historischen Entwicklung und eine Bestandsaufnahme der vorhandenen pönalen Elemente im geltenden deutschen Zivilrecht schließt sich ein Vergleich mit dem US-amerikanischen Recht an. Die Arbeit geht der Frage nach, ob die Theorie von einem kontinuierlichen Rückgang der Strafelemente im Zivilrecht haltbar ist. Daran knüpft die Kernfrage an, welche wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Faktoren den Motor der Entwicklung der pönalen Elemente bildeten. Dabei geht die Untersuchung von der Prämisse aus, daß Privatstrafe wesensverschieden von schrankenloser Rache im Stil sizilianischer Vendetten ist, weil es sich bei den Privatstrafen um eine von einer unabhängigen Instanz verhängte Sanktion handelt. Pönale Elemente spielen im geltenden deutschen Zivilrecht – gerade in neuerer Zeit – eine größere Rolle, als es uns gemeinhin bewußt ist. Da sich pönale Elemente diesseits und jenseits des Atlantiks in einem unterschiedlichen rechtlichen Umfeld bewegen, dürften in Deutschland dennoch nicht die vielbeschworenen „amerikanischen Verhältnisse“ zu erwarten sein, wenn man pönale Elemente unumwunden auch als solche bezeichnet.