Erfahrungsraum Stille
Eine ästhetisch phänomenologische Betrachtung
Kristin Wenzel
Ereignet sich anstelle von Klang oder Sprache, Musik oder Lärm lediglich Stille oder vielmehr das, was wir für Stille halten, kommt ein unerwartetes Aufmerken in Gang. Die Stille kann auffordern, genauer hinzuhören, aber auch genauer hinzusehen. Ein plötzliches Aufmerken geschieht jedoch nur, wenn die Stille den Wahrnehmenden unerwartet trifft. Einer im Alltäglichen zumeist durch die Priorität des Bewussten, Bekannten oder Vertrauten untergeordneten Stille, können Arbeiten, wie jene von Aernout Mik, eine konkrete Erfahrbarkeit geben. Was er erfahrbar werden lässt, ist aber nicht die Stille, sondern das, was in der Regel überhört wird. In der Verkehrung des vermeintlich Unhörbaren in ein Hörbares zeigt sich mit der Stille ein Möglichkeitsraum, dessen Besonderheit die Autorin mit der Frage, was sich in der Erfahrung von Stille zeigt, nachgeht. Ist also von einer Stille als ästhetischem Phänomen die Rede, ist nicht eine Stille innerhalb der Rezeption genuin stiller Kunstwerke gemeint, sondern der bewusste Entzug des Auditiven. Damit widerspricht die Autorin zugleich einer Vorstellung von Stille als mess- oder bestimmbarer Größe und stellt die Stille aus der ästhetischen Erfahrung heraus ins Zentrum ihrer Betrachtungen.