Ernst Litfass
Der Reklamekönig
Wilfried F. Schoeller
Er war ungemein vielseitig und alles in einem: Drucker, Schauspieler, Werbekolporteur, Erfinder, Poet, Impresario und Event-Manager. Ernst Litfaß, als Geschäftsmann in vielen Rollen erfolgreich, hat vor allem ein historisches Verdienst: Er war der deutsche Reklamekönig des 19. Jahrhunderts. Er hat die Anschlagsäulen für öffentliche Mitteilungen und Plakate eingeführt; er hat die Produkt- und Ereignisreklame erfunden. Vor genau 150 Jahren ließ er seine Litfaßsäulen erstmals aufstellen, und er hat dieses ‚Straßenmöbel‘ durchgesetzt. Er war in vielen Fächern ein leichthändiger Meister. Vor allem konnte er für sich selbst Reklame machen wie kein anderer. Der nationale Schwung der Befreiungskriege trieb ihn an die Seite der satirischen Spötter des Vormärz und 1848 auf die Barrikaden. Er brachte mit dem Berliner ‚Krakeeler‘ eine Zeitung heraus, die demokratischen Radau machen wollte. Als sie verboten wurde, empfahl er dem Polizeipräsidenten die Anschlagsäule als Instrument der Zensur – und hatte damit Erfolg und ein Monopol. Als er 1874 starb, hatte er es zu Ansehen und Reichtum gebracht, aber seine Nachkommen verspielten alles. Zum erstenmal wird über Ernst Litfaß eine Biographie in Buchform vorgelegt. Sie zeichnet die Geschichte einer Karriere nach, ergibt ein immer wieder auch schreiend komisches Berliner Porträt, läßt sich aufblättern wie ein Album aus der Zeit, als die Bilder mächtig wurden. Es ist ein Jubiläumsbuch: Am 1. Juli 1855, vor 150 Jahren, wurden die ersten Litfaßsäulen aufgestellt.