Es war ein Donnerstag, an dem ich verrückt wurde – Geschichten von Menschen in schwierigen Lebenssituationen
Jutta Strobel
Es war ein Donnerstag, an dem ich verrückt wurde. An diesem Tag schaute Mama nicht aus dem Fenster, wie sie es sonst immer tat, um zu sehen, ob mir auf dem letzten Stück meines Schul-Weges ja nichts passierte. Ich betrat das Haus und rief fröhlich: „Mama, ich bin da!“ Keine Antwort. Ich warf meinen Rucksack in die Ecke und stürmte die Treppe hoch. Und da sah ich sie hängen! Es war schrecklich. Sie hing an einem dicken Strick. Ich schrie wie von Sinnen, rannte die Treppe wieder herunter und lief schreiend davon… Traumatische Erfahrungen, Missbrauch, Gewalt rücken Menschen, die gerade noch als „normal“ galten, aus dem Leben – sie werden verrückt. Ein Junge kann viele Jahre nicht mehr sprechen, nachdem er seine Mutter erhängt vorfindet. Ein Mädchen entwickelt verschiedene Zwänge, weil es sich am Tod der Mutter schuldig fühlt. Ein spastisch gelähmter junger Mann wird unbeabsichtigt zum Mörder seines Freundes. Ein Junge wird als unbeschulbar eingestuft und zur Sozialisierung in die Ukraine geschickt. Ein hochbegabter Junge entwickelt Suizidideen. Ein alter Mann fordert die Unantastbarkeit seiner Würde ein – diese und weitere Geschichten erzählen, wie Menschen in der heutigen Zeit versuchen, schwierige Lebenssituationen zu meistern. Doch nicht allen gelingt es. Die Autorin Jutta Strobel war 43 Jahre als Psychotherapeutin tätig war. Die Geschichten in diesem Buch schrieb sie mit psychologischem Hintergrundwissen.