Etruskisch-italische und römisch-republikanische Häuser
Martin Bentz, Christoph Reusser
Im Gegensatz zu den Gräbern und Heiligtümern sind die vorrömischen Wohnhäuser Italiens nur schlecht untersucht. Zwar befasst sich die Etruskologie seit längerem mit Wohnquartieren der frühen Eisenzeit und der archaischen Epoche, die Befunde ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. sind jedoch kaum bekannt. Die Beschäftigung mit frühen römischen Häusern hingegen ist durch neue Forschungen in Pompeji und in römischen Koloniestädten mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen in den letzten Jahren intensiviert worden.Der vorliegende Band umfasst die Beiträge eines vom 23. bis 25. Januar 2009 in Bonn abgehaltenen Kolloquiums, auf dem die teilweise parallel, häufig aber auch getrennt laufenden Forschungen zum etruskisch-italischen bzw. römisch-republikanischen Wohnhaus zusammengeführt und zu einem fruchtbaren Dialog weiterentwickelt wurden. Es ergibt sich ein systematischer Überblick über die Hausbefunde von der Po-Ebene bis nach Süditalien; das Spektrum der Wohnformen reicht von der Holzhütte bis zum komplexen Atriumhaus. Zahlreiche neue Grabungsergebnisse werden erstmals präsentiert und stellen die Beschäftigung mit dem Thema auf eine neue Grundlage.
Über diese Reihe:Die Entwicklung der griechischen „polis“ und der römischen „urbs“ ist ein zivilisatorischer Prozess, der sich durch die Erforschung der materiellen Überreste und anderer antiker Quellen veranschaulichen lässt.Die antike Stadt bildete durch vielfältige zweckgerichtete Einrichtungen den Lebens- und Handlungsraum für ihre Bewohner auf politischem, wirtschaftlichem, gesellschaftlichem, religiösem und kulturellem Gebiet. Neben privaten Wohngebäuden entstand eine öffentlich genutzte Funktionsarchitektur weltlichen und religiösen Charakters, durch Verkehrs- und Versorgungsnetze erschlossen, durch Verteidigungsanlagen geschützt. Das Stadtbild war geprägt von diesem Neben- und Miteinander von öffentlichem und privatem Raum, von repräsentativen Kult- und Regierungsgebäuden, aber auch kleinen Unterkünften, von großen Markt- und Handelsflächen, und darüber hinaus von Ausstattungselementen und Baudekor für alle Einrichtungen. Oft lässt sich eine enge Verschränkung von Architektur, Politik und Religion nachweisen: historische und ideologische Konstellationen schlugen sich in der Planung und Anlage von Bauvorhaben und Veränderungen am Stadtbild nieder.Die von der Kommission zur Erforschung des antiken Städtewesens an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Paul Zanker seit 1994 herausgegebene Reihe „Studien zur antiken Stadt“ widmet sich all diesen Belangen urbanistischer Gemeinschaften im antiken Mittelmeerraum. Die bereits erschienenen acht Bände behandeln monographisch das Leben im antiken Mietshaus und in der pompejanischen „domus“, einzelne städtische Einrichtungen wie die öffentlichen Brunnenbauten oder die überaus prunkvoll ausgestatteten, überall anzutreffenden Gemeinschaftslatrinen. Gegenstand weiterer Bände sind die Heiligtümer und Gräber der römischen Hafenstadt Ostia, die Stadtwerdung der römischen Kolonie Butrint oder die Totenmahlreliefs, die wiederum einen Reflex auf das gesellschaftliche Leben der hellenistischen Mittel- und Oberschicht liefern.