Expertise und Demokratie
Indes. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft 2020, Heft 03
Wilfried von Bredow, Maria Rosaria Di Nucci, Thomas Etzemüller, Caspar Hirschi, Eckhard Jesse, Parag Khanna, Jürgen Kocka, Ana María Isidoro Losada, Nils Markwardt, Matthias Micus, Walter Reese-Schäfer, Luisa Rolfes, Michael Ruck, Jasmin Siri, Alexander Thiele
Dass wissenschaftliche Expertise eine wachsende Rolle in politischen Entscheidungsprozesses spielt, hat nicht erst die Coronakrise gezeigt. Schon in der Debatte um die Klimakrise, die Eurokrise, die Wirtschaftskrisen der Nullerjahre sind Wissenschaftler*innen zu wichtigen und zugleich umstrittenen Ratgeber*innen der Politik geworden, zu Stichwortgeber*innen von Bewegungen wie Fridays for Future oder zu Erklärer*innen und Mahner*innen in Zeiten des grassierenden Coronavirus. Aus demokratischen Gründen ist das nicht unproblematisch, insofern außerpolitische Experten durch Wahlen nicht legitimiert sind und einen exklusiven Status besitzen, welcher der demokratischen Gleichheit widerspricht. Grund genug, nach dem Verhältnis von Expertise und Demokratie zu fragen, nach Konjunkturen, Beharrung und Eigenlogiken dieses ebenso schwierigen wie vielleicht notwendigen Wechselverhältnisses der so unterschiedlichen und doch aufeinander bezogenen Sphären Expertentum, Politik und Demokratie.