Facettenreiche Existenz
Schopenhauers Philosophie als Knotenpunkt der Disziplinen
Michael Steinmetz, Dominik Zink
Schopenhauers Philosophie ist allzu häufig dem Verdikt unterworfen,
sie sei nicht mehr zeitgemäß. Zu sehr scheint seine Willensmetaphysik
auf spekulativem Grund zu stehen, der auch seine Ethik bestimmt,
zu sehr seine Ästhetik hinter die Romantik, seine Erkenntnistheorie
hingegen hinter Kant zurückzufallen. Demgegenüber verfolgt der
vorliegende Band das Ziel, Schopenhauers Philosophie als eine Art
Kreuzungspunkt des philosophischen Diskurses der Moderne zu interpretieren.
So lassen sich seine Schriften als Hinwendung zur konkreten
Existenz des Menschen lesen, deren Beschreibung nicht mehr
dem theoretischen Korsett systematischer Einheitlichkeit unterworfen
wird. Vielmehr wird die Existenz des Menschen in ihrer Vielfältigkeit
anerkannt, ihre mitunter sogar paradox anmutenden Facetten
als sich ergänzende Momente vorgestellt. Berührungspunkte und
Schnittmengen von Schopenhauers Philosophie mit genuin modernen
Problemstellungen werden in einer Reihe unterschiedlicher Gegenstandsbereiche
erschlossen: von ethischen Fragestellungen bis hin
zur Phänomenologie, von Bezügen zur modernen Theologie über das
Verhältnis zur Romantik bis hin zur Musikästhetik.