Frankreichs Deutschlandpolitik im zweiten und dritten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts.
Zur Reichsperzeption französischer Diplomaten während der Regentschaft Philipps von Orléans (1715-1723).
Jörg Ulbert
Bis heute fußt Außenpolitik sowohl auf bestimmten Grundmustern – wie etwa Freund- und Feindbildern – als auch auf der Natur, Menge, Qualität sowie der zutreffenden Interpretation von Information über den jeweiligen Gegenüber. Will man das Verhältnis von Staaten zueinander begreifen, so müssen zunächst diese Ausgangsbedingungen verstanden werden.
Anhand der französischen Deutschlandpolitik während der Regentschaft Philipps von Orléans (1715-1723), welche nach Ende des Spanischen Erbfolgekriegs und dem Tode Ludwigs XIV. einen sachlichen wie personellen Neubeginn in der französischen Außenpolitik mit sich brachte, wird hier beispielhaft untersucht, welche Informationen von den Entscheidungsträgern angefordert wurden. Jörg Ulbert erörtert weiterhin, wie und von wem sie zusammengetragen, wie sie danach interpretiert, wie sie zur Kenntnis genommen wurden, das herrschende Bild des Reichs und der Deutschen beeinflußten und inwiefern sie sich gegebenenfalls in politischen Entscheidungen niederschlugen.