Frei
Zwei Gespräche
Wolfgang Rihm, Peter Trawny
Wolfgang Rihm ist unzweifelhaft der vielseitigste, einfallsreichste und produktivste Komponist der Gegenwart. Sein anscheinend unerschöpfliches Arbeiten verwirklicht sich in allen möglichen musikalischen Gattungen, sei es die Kammermusik oder die Oper, Musik fürs große Orchester oder der Liedgesang. Peter Trawny, der Rihms Schaffen seit den achtziger Jahren aufmerksam verfolgt, besuchte Rihm in Karlsruhe, um mit ihm Fragen der Ästhetik, der Musikgeschichte und überhaupt des Lebens zu besprechen. Darin wird immer wieder deutlich, was Rihm unter „Musikalischer Frei-heit“ versteht. Freiheit ist schlechthin der Raum und die Zeit, in dem Kunstwerke entstehen können; fast schon eine Provokation, wenn man bedenkt, mit welchen Beschränkungen es künstlerisches Schaffen heute zu tun hat.
Wolfgang Rihm is undoubtedly the most versatile, imaginative and prolific composer of the present day. His seemingly inexhaustible work is realized in a wide variety of musical genres, be it chamber music or opera, music for the large orchestra or song. Peter Trawny, who has followed Rihm’s work closely since the 1980s, visited Rihm in Karlsruhe to discuss with him questions of aesthetics, music history, and life in general. In these discussions it becomes clear again and again what Rihm understands by „musical freedom“. Freedom is par excellence the space and time in which works of art can be created; considering the limitations that artistic creation has to deal with today, a definition such as this borders on the provocative.