Friedrich Hebbel: Tagebücher / Kommentar und Apparat
Friedrich Hebbel, Monika Ritzer
Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Leben in uns, schrieb Kafka zu Hebbels Tagebüchern. Verstörend in ihrer Offenheit wie in der Rücksichtslosigkeit ihres Fragens, blieben die zwischen 1835 und 1863 notierten „Reflexionen über Welt, Leben und Bücher, hauptsächlich aber über mich selbst“, seit ihrer Entdeckung durch die Moderne eine provozierende Lektüre, deren Aktualität unabhängig von der Rezeption des Werks verlief. Die Neuedition stellt den Text erstmals ungekürzt und mit allen Korrekturen, Ergänzungen, Marginalien vor, in originaler Positionierung der Notate und neuer Zählung. In der Differenziertheit der Darstellung erscheint eine Dynamik des Schreibprozesses, die das Image des Autors verändert; zugleich bleibt die Lesbarkeit gewahrt, die das Tagebuch zur intimen Erfahrung macht. Hebbels Aufzeichnungen sind Ich-Suche und Experimentierfeld des Künstlers, Traumbild, Lebensanschauung und Zeitkritik. Analytisch, ironisch und suggestiv, nehmen sie den Leser mit auf eine Reise durch das Denkmögliche.