Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches
Eike Brock, Jutta Georg
Mitte der 1870er Jahre vollzieht Nietzsche eine folgenreiche Wende in seinem Denken, die eben sowohl Ausdruck einer Krise wie eines theoretischen Neubeginns, ist; wobei insbesondere Menschliches, Allzumenschliches dabei einen Scheitelpunkt markiert, der auch sein Verhältnis zu Wagner und zu Schopenhauer – den Säulenheiligen der frühen Jahre –, grundstürzend verändert. Distanziert er sich einerseits von Wagners dramatischer Musikkonzeption, so bei Schopenhauer von dessen Willensmetaphysik und substituiert sie durch einen Topos eines grundlegend agierenden Willens zu Macht. Wenn wir uns auf die Suche nach Nietzsches aufklärerischer Motivation in diesem Buch machen, dann könnte ein Aphorismus aus dem ersten Teil helfen: „Die eherne Nothwendigkeit ist ein Ding, von dem die Menschen im Verlauf der Geschichte einsehen, dass es weder ehern noch nothwendig ist“ (KSA 2, 323). Mit dieser zweibändigen, zugleich umfangreichsten Schrift betritt der Nietzsche die Bühne, der er sein will: Ein freier Geist.