»Fürst, sind Sie unverletzt?«
Attentate im Kaiserreich 1871-1914
Marcus Mühlnikel
Ob Revolverschüsse auf Reichskanzler Bismarck und Kaiser Wilhelm I., eine als Probe französischer Radieschen-Samen deklarierte Postbombe für Reichskanzler Caprivi oder der rätselhafte Breslauer Beilwurf auf Wilhelm II. – um die Sicherheit der höchsten Repräsentanten des deutschen Kaiserreichs stand es nicht zum Besten.Zwar wurde keiner von ihnen in dieser Zeit ermordet, doch spielte die damals neue Furcht vor Attentaten eine bislang unterschätzte historische Rolle. Die Biographien der potentiellen Opfer wurden durch sie ebenso berührt wie politische Entscheidungen. Attentate dienten dabei nicht nur als willkommener Anlass für repressive politische Maßnahmen wie die Sozialistengesetze. Vielmehr wurde durch die ergriffenen Präventivmaßnahmen gegen Mordanschläge ein umfassendes Sicherheitssregime begründet: Von der Gesetzgebung über neue Regeln der Polizeiarbeit bis hin zum konkreten Personenschutz entwickelten Politik, Polizei und Behörden ein neuartiges Maßnahmen-Spektrum, um der Attentatsgefahr zu begegnen und die gewünschte Ordnung im Reich herzustellen.