„Gastarbeiterkinder“ an den Schulen des Landes Hessen von 1961 bis 1980 von Bippes,  Anemone

„Gastarbeiterkinder“ an den Schulen des Landes Hessen von 1961 bis 1980

Die Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte ist der Ausgangspunkt einer der zentralen Herausforderungen der Bundesrepublik Deutschland. Sogenannte „Gastarbeiter“ wurden in den fünfziger Jahren angeworben. Und dies in der festen Annahme, dass diese nach Ablauf ihrer Tätigkeit in Deutschland wieder in ihre Heimat zurückkehren würden. Doch die Gastarbeiter sind geblieben. Sie wurden sesshaft und holten ihre Familien nach Deutschland nach. Schnell überstieg die Anzahl der Gastarbeiter die Zahl von einer Million. Die bundesdeutsche Politik hielt indes weiter daran fest, dass Deutschland „kein Einwanderungsland“ ist und richtete ihre Politik an der Annahme aus, dass die Gastarbeiter wieder in ihre Heimatländer gehen würden. Deshalb blieb die Frage, wie die Gastarbeiter mit ihren Familienangehörigen in die deutsche Gesellschaft integriert werden sollten, lange unbeantwortet. Doch mit den Familien kamen auch Schüler, die die deutschen Schulen besuchen mussten. Für sie mussten Massnahmen ergriffen werden. Dieser neuen Herausforderung der Schulpolitik widmet sich die Untersuchung. Am Beispiel des Bundeslandes Hessen wird herausgearbeitet, wie die Schulpolitik die Herausforderung „Beschulung der Gastarbeiterkinder“ bewältigte. Es galt, die Integration der Gastarbeiter und ihrer Kinder einerseits zu ermöglichen, indem sie die deutsche Sprache lernen und deutsche Regelklassen besuchen sollten. Andererseits wurde aber davon ausgegangen, dass die Gastarbeiter mit ihren Familien Deutschland wieder verlassen würden. Schon in den 60er Jahren wurde erkannt, dass der Schulerfolg der Gastarbeiterkinder von den Kenntnissen in der deutschen Sprache unmittelbar abhängig war. Je besser die Sprachkenntnisse, desto besser der Schulerfolg und desto besser die Integrationschancen. Die Rückkehr in die Heimat war dabei immer Maxime der Politik. Doch diese Haltung hatte zur Folge, dass auch muttersprachlicher Unterricht angeboten werden musste. Sonst hätte man den Gastarbeiterkindern im Falle einer Rückkehr auch diese Bildungschancen genommen. Dieser Spagat war auf Dauer nicht zu leisten und hat zu einer Reihe von Problemen geführt, die die hessische Landesregierung zu beheben versuchte. Für die Studie wurde Hessen als Untersuchungsbeispiel ausgesucht, da in keinem anderen Bundesland mit so viel Vehemenz zukunftsweisende Reformpolitik, einhergehend mit bildungspolitischen Auseinandersetzungen um den „richtigen Weg“, betrieben wurde. Im Falle der Beschulung der Gastarbeiterkinder scheiterte man jedoch auch hier. Die Ursachen dafür beleuchtet dieses Buch.

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