Gebrochen in Raum und Zeit – Performanzen des Lichts im Dazwischen
Nadine Peschke
„Licht ist eine kraftgeladene Substanz, zu der wir eine primäre Verbindung haben“ (James Turrell). In dieser primären Verbindung begleitet und bewegt das Licht den Menschen seit allen Zeiten. Umso erstaunlicher ist, dass die unter performativen Vorzeichen stehende theaterwissenschaftliche Forschung dieses zentrale kulturelle und wirkungsästhetisch bedeutsame Phänomen jenseits von Semiotik und Technik weitgehend unbeachtet lässt. Was passiert, wenn Licht nichts beleuchtet, sondern nur eigene Präsenz ist, wenn wir pures Licht betrachten? James Turrells Lichtinstallationen spielen mit den Eigenheiten und der Macht des Lichts. Sie behandeln es als einzigen Inhalt und als eigenständige Größe. Es beleuchtet nichts, stellt nur sich selbst aus und offenbart dabei seinen schon von Grund auf performativen Charakter. Turrells Installationen vermögen es, unsere Wahrnehmung in ihren Grundfesten zu erschüttern, Räume und Zeiten ineinander stürzen zu lassen. Die Untersuchung von Turrells Lichtinstallation „Bridget’s Bardo“, der Langzeitbelichtungs-Theaterfotografien Jo Preusslers und Aljoscha Begrichs sowie der Inszenierung „Máquina Hamlet“ der argentinischen Objekttheatergruppe El Periférico de Objetos führt zu der Erkenntnis, dass sich Licht in der Optik des Performativen zu scheinbar haptischem Material verdichtet, sich zu einer fast greifbaren Substanz materialisiert und dabei lebende Bilder hervorbringt. Gestützt auf das performative Licht entsteht so ein ganz neuer -theaterwissenschaftlicher – Bildbegriff, der unabgeschlossen ist und offen bleibt für den Prozess der Veränderung, für Überschreibungen und die subjektive Sichtweise, der zuvor Unsichtbares sichtbar macht. Ein performatives Bild.