Gegenwärtige Mythosforschung und Neurolinguistisches Programmieren
Edyta Wolska
Die kulturphilosophische Untersuchung zur mythischen, religiösen und wissensorientierten Weltdeutung will zeigen, wie sich diese Deutungen seit der Kulturentstehung der ersten großen Schriften bis hin in die neuen Lebenswelten weiter entwickeln. Ihre Entwicklung wird vorangetrieben durch neues Wissen über die Welt, über das Leben und soziale Prozesse. Dabei bleiben die Grundfragen des Lebens die gleichen, doch die Antworten auf diese Fragen sind in einer ständigen Entfaltung. In dem Buch, das aus fünf Kapitel besteht, wurden zwei Grundfragen der menschlichen Existenz heraus gegriffen, nämlich die Entstehung der Welt und des Kosmos, sowie das Verhältnis der beiden Geschlechter zueinander. Beide Fragen werden heute aus der Sicht der Naturwissenschaften, der Neurowissenschaften und mit den Erkenntnissen der modernen Psychologie beantwortet. Diese Erkenntnisse bilden den neuen „Rahmen“ (Reframing) für die Beantwortung der existentiellen Fragen. Dabei zeigt sich, dass die innere Dynamik der mythischen Erzählungen erhalten bleibt, die aber immer neue Antworten generiert. Vermutlich entkommen wir den mythischen Erzählungen gar nicht, denn diese fordern ständig unsere rationale und kognitive Kreativität heraus. Die Arbeit am Mythos (H. Blumenberg) wird hier als ein Bindeglied zwischen den verschiedenen mythischen, religiösen und wissensorientierten Weltdeutungen betrachtet. Der Mythos wird als eine dynamische Denkform gesehen. Das mythische Denken hat sich an den Regeln der Sprache orientiert, die wissenschaftlichen Naturgesetze sind erst später erkannt worden. Mit der Kraft des kritischen Denkens können zeitgenössische Weltdeutungen, Überzeugungen und Herausforderungen auch mitsamt dem kulturellen Gedächtnis (A. Assmann) und der pragmatischen Philosophie (W. James) neu gedeutet (reframt) werden. Die Weiterentwicklung der Weltdeutungen bezieht sich auf die Dynamik der Kulturentwicklung. Dadurch, dass der Mythos ein aktiver Bestandteil in der Erinnerungskultur ist, bleibt die Notwendigkeit da, sich mit ihm kritisch auseinanderzusetzen. Und da ständig neue Mythen generiert werden, bleibt die kritische Mythenforschung eine dringliche Aufgabe der Philosophie.