Geld und die Triebe
Roman
Martin Mylonas
Der Mathematiker Lukas Schönborn ist alarmiert: Sein Cousin Achim Roth, zu dem er zwei Jahrzehnte zuvor jeden Kontakt abgebrochen hatte, hat sich zurückgemeldet. Beide hatten einst ein beträchtliches Erbe angetreten, das der geschäftstüchtige Achim an der Börse vermehren wollte. Der risikoscheue Lukas ließ ihn gewähren, solange das Erfolg versprach, geriet aber in Panik, als es Rückschläge gab. Doch es gab noch mehr, was sie zu Rivalen werden ließ: Achim spannte Lukas dessen Verlobte aus, und Lukas ließ sich mit einer Ex-Geliebten von Achim ein. Es waren das Geld und ihre Beziehung zu den Frauen, welche eine Verständigung immer mehr erschwerten. Als Achim sich dann dramatisch verspekulierte, reagierte Lukas unüberlegt; die öffentliche Reaktion darauf beschleunigte den finanziellen Zusammenbruch des Cousins. Lukas, der dabei ebenfalls viel verlor, kündigte Achim erzürnt die Freundschaft auf, dieser drohte, er werde Lukas eines Tages die Rechnung präsentieren.
Ist es nun soweit? Zurückgemeldet hat sich Achim über eine Tochter, von deren Existenz Lukas bisher nichts wusste. Der Cousin, erfährt er, liege ernsthaft erkrankt in einem italienischen Sanatorium. Betroffen erst, dann aber seltsam fasziniert erfährt Lukas, dass es sich bei der jungen Frau um die uneheliche Tochter Achims und seiner einstigen Verlobten handelt. Da ist es für sie ein Leichtes, den Junggesellen mit ihrem Charme zu betören; genau dies war das Kalkül ihres Vaters.
So verspricht Lukas am Krankenbett des Cousins, diesem zu besorgen, was er dringend benötigt: Kapital und Sicherheiten für eine neue Spekulation auf Kredit. Es soll Achims ganz großer Wurf und ein endgültiger Befreiungsschlag werden. In seiner Fixierung auf die junge Frau, die seine Tochter sein könnte, blendet Lukas alles Störende aus: Misstrauen und alte Abneigung auf seiner nicht anders als auf Achims Seite.
Erst in einigem Abstand findet er zu nüchterner Überlegung zurück: Da bestimmen die Erinnerung an große Verluste und erlittene Schmach bereits das Handeln von Achim und dessen Tochter. Vergessen ist nun auch für Lukas das vorübergehende, scheinbar gemeinsame Interesse. An dessen Stelle treten überstürztes Handeln auf der einen, Verweigerung auf der anderen Seite und schließlich trotziger Alleingang. Alle drei verfolgen ihre eigenen Ziele und steuern damit unweigerlich auf eine Katastrophe zu.