Georg Philipp Harsdörffers Universalität
Beiträge zu einem uomo universale des Barock
Stefan Keppler-Tasaki, Ursula Kocher
Georg Philipp Harsdörffer, der studierte Jurist, Philologe und Mathematiker, der Patrizier, Diplomat und Richter, ist einer der meistbehandelten Barock-Autoren der letzten beiden Jahrzehnte. Sein Wirken trifft auf die Wissenschaftsagenda unserer Gegenwart: Interdisziplinarität und Internationalisierung. Sein etwa fünfzig Bände umfassendes Gesamtwerk durchdringt nahezu alle Wissens- und Praxisbereiche, mit denen ein Mensch des 17. Jahrhunderts überhaupt in Berührung kommen konnte: ob Anthropologie oder Andacht, Tischsitten oder Technik, Verwaltung oder Verbrechen. Dazu orientiert sich Harsdörffer gleichermaßen an der humanistischen Gelehrtenkultur, am italienischen Manierismus, der französischen Erzählkunst, der spanischen Mystik und der englischen Wissenschaftstheorie. Harsdörffers Arbeiten sind solchermaßen eine Drehscheibe europäischer Literaturbeziehungen und ein Knotenpunkt sämtlicher Diskursfäden seines Zeitalters. Das entspricht dem sozialen Habitus des Berufspatriziers, dessen öffentliche Gesamtverantwortung keine Einschränkung vorsieht. Der vorliegende Band dokumentiert diese Vielfalt von den Voraussetzungen im Humanismus bis zu den ‚letzten Dingen‘ der Religion.