Gesammelte Schriften
Übersetzungen aus dem Englischen 1762-1765
Amélie Krebs, Ulrike Leuschner, Johann Heinrich Merck, Marie-Luise Spieckermann
Drei Übersetzungen aus dem Englischen an einem Wendepunkt der deutschen Kulturgeschichte durch den jungen Merck.
Als um 1760 die englische Literatur die französische in ihrer Vorbildfunktion ablöste, nahm Merck, Student an der fortschrittlichen Universität Erlangen, an diesem Wechsel in der deutschen Kulturgeschichte mit der Übersetzung dreier markanter Werke teil: Seinem Universitätslehrer Arnold widmete er die Übersetzung von »Franz Hutchesons Untersuchung unserer Begriffe von Schönheit und Tugend« (1762). Datiert auf den Tag seiner Volljährigkeit, beweist er mit diesem intensiven Eintauchen in die englische Aufklärungsphilosophie seine geistige Mündigkeit aus. Als sein Beitrag zur Abkehr von der klassizistischen Regelpoetik, wie sie Gottsched in seinem französisierenden »Sterbenden Cato« noch musterhaft erfüllt hatte, darf die redliche Prosaübertragung von Joseph Addisons Trauerspiel »Cato« (1763) gelten. Mercks dritter Übersetzung, »Reisen oder Anmerkungen verschiedene Theile der Barbarey und der Levante betreffend« (1765), liegt der fulminante Reisebericht des anglikanischen Geistlichen Thomas Shaw zugrunde. Das Werk, bis weit ins 19. Jahrhundert eine vielzitierte Quelle für die Kenntnis Nordafrikas und des vorderen Orient, wurde wegweisend für Mercks paläontologische und naturkundliche Interessen.