Schelling: Vom Wesen der menschlichen Freiheit (1809) (Sommersemester 1936)
Martin Heidegger, Ingrid Schüssler
Der Band bringt eine Auslegung von Schellings Freiheitsabhandlung aus dem Sommersemester 1936. „Weil Schellings Abhandlung über die menschliche Freiheit im Kern eine Metaphysik des Bösen ist und weil damit in die Grundfrage der Philosophie nach dem Seyn ein neuer wesentlicher Stoß kommt und weil diesem Anstoß bisher jede Entfaltung versagt blieb, – weil aber solche Entfaltung nur in einer höheren Verwandlung fruchtbar werden kann, deshalb wird hier die Auslegung der Freiheitsabhandlung versucht, das ist der eigentlich philosophische Grund für diese Wahl.“ Im ersten Teil der Vorlesung erörtert Heidegger, Schellings Einleitung folgend, die Möglichkeit eines Systems der Freiheit angesichts der scheinbaren Unverträglichkeit von System und Freiheit. Als Leitfaden für die Frage nach dem Prinzip der Systembildung, insbesondere des deutschen Idealismus, dient die Klärung des Begriffs Pantheismus. Es zeigt sich, daß der vom Idealismus erreichte formelle Freiheitsbegriff nicht hinreicht, die Tatsache der menschlichen Freiheit, einer Freiheit zum Guten und Bösen, zu fassen. Die Frage nach der inneren Möglichkeit und nach der Art der Wirklichkeit des Bösen verlangt nach einem neuen Ansatz. Schelling findet ihn in der Unterscheidung von Grund und Existenz, von Heidegger Seynsfuge genannt, und entwickelt daraus seine Metaphysik des Bösen. Ihr gilt der zweite Teil der Auslegung.