Geschichte der Mongolen
Wilhelm Baum, Hethum von Korykos, Raimund Senoner
Hethums Werk „Livre des Estoires des Parties d’ Orient“, das er 1307 in Frankreich dem Schreiber Nikolaus Falcon in französischer Sprache diktierte und das sogleich ins Lateinische übersetzt wurde, überreichte er Papst Clemens V., bei dem er in den zyprischen Thronwirren für Amalrich von Lusignan vermittelte. Der frühere General und Angehörige der armenischen Königsfamilie war mittlerweile dem Prämonstratenser-Orden beigetreten und versuchte, das in Europa bereits abgeflaute Interesse für die Kreuzzüge neu zu beleben.
Die im Zeitalter der Kreuzzüge mit der Unterstützung der europäischen Christen rechnenden Armenier wurden in ihrem kilikischen Königreich von den türkischen Seldschuken auf der einen und den Sultanen von Ägypten, Damaskus und Aleppo umzingelt; nach dem Fall der letzten Kreuzfahrerbastion Akkon (1291) wurden nur noch Kilikien und Zypern im Orient von Christen regiert. Die Armenier setzten auch auf die Weltmacht der Mongolen, deren persische Herrscher – die „Il-Khane“ – zeit-weise christliche Frauen hatten und mit den orientalischen Christen sympathisierten. Die Armenier verfügten somit über gute Kontakte zu den Mongolen wie zum christlichen Europa. Hethums Onkel, König Hethum I. hatte selbst den Hof des Großkhans in der Mongolei besucht und konnte ihm viele wertvolle Einzelheiten über die inneren Verhältnisse im Reich des Großkhans berichten. Gleichzeitig verfügte der Geschichtsschreiber aber auch über genaue Kenntnisse über die Seldschuken und die zunehmende Macht der Mameluken in Ägypten. Seine Beschreibung der Welt der Mongolen und der Muslime im Orient endet mit dem Vorschlag eines neuen Kreuz-zuges, für den wichtige Ratschläge erteilt werden. Das Werk beinhaltet eine interes-sante Momentaufnahme der Situation im Orient um 1300.