Gesund durch den Ruhestand
Subjektive Gesundheitsvorstellungen und ihre Bedeutung für das individuelle Gesundheitshandeln in der nachberuflichen Lebensphase
Tanja Hitzblech
Relativ wenig ist über die Gesundheit bei denjenigen bekannt, die aufgrund politischer Entscheidungen und wirtschaftlicher Entwicklungen in noch rüstigem Alter mit dem Ruhestand konfrontiert werden. Bisher fehlten Untersuchungen, die zeigen, wie der möglicherweise mehrere Jahrzehnte andauernde Ruhestand im Hinblick auf ein „gesundes“ Altern von Frauen und Männern gelebt und gestaltet werden kann. Dabei machen die Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung in den westlichen Industrienationen mit der Folge zunehmender Multimorbidität, die Zunahme chronischer Krankheiten sowie explodierende Kosten im Gesundheitswesen die Suche nach einem effizienten, individuellen Gesundheitshandeln zu einem zentralen gesellschaftlichen Anliegen. Die Untersuchung basiert auf dem empirischen Material des Südwestrundfunk-Projektes „Das 3. Leben“, einer zehnjährigen Langzeitbeobachtung von 13 Frauen und 17 Männern vom Tag ihrer Verabschiedung aus dem Beruf auf ihrem Weg in und durch das Alter. Auf Grundlage der Darstellung von Entwicklungsverläufen der ersten zehn Jahre im Ruhestand werden die subjektiven Gesundheitsvorstellungen der (Vor-)Ruheständler und ihr Gesundheitshandeln differenziert analysiert. Es wird gezeigt, ob und inwieweit Gesundheitsvorstellungen in das Gesundheitshandeln im Ruhestand einfliessen, d.h. wie diese Vorstellungen vom „gesunden“ Alter ihren Alltag prägen und beeinflussen. Am Beispiel der Ruheständler wird deutlich, wie Potentiale für ein „gesundes“ Alter wahrgenommen und genutzt werden können, um „gesund durch den Ruhestand“ zu gehen.