Giordano Bruno: »Die Heroischen Leidenschaften«
Maria Moog-Grünewald
Die »Heroischen Leidenschaften« (De gli heroici furori) – sind der letzte der insgesamt sechs italienischen Dialoge Giordano Brunos, die sämtlich zwischen 1583 und 1585 in England verfasst wurden. Sie können nicht nur als Höhe- und Kulminationspunkt des brunianischen Œvres gelten, sondern zugleich als ein Werk, in dem sich wie in einem Brennspiegel Philosopheme des ausgehenden Mittelalters und der Frühen Neuzeit bündeln und in neue Konstellationen treten. Darüber hinaus verfügen sie über ein hohes Maß an Literarizität, ja Poetizität und reflektieren damit das Selbstverständnis Brunos, dass auch poetische Gestaltung und anschauliche Darstellung Aufgaben des Philosophen seien.
In einer genauen Untersuchung von Sprache und Struktur des Dialogs, vor allem anhand der zahlreichen Gedichte, die die Dialogpartner in immer neuen Anläufen lesen, vortragen und interpretieren, zeigt die Autorin, wie Dichtung und Philosophie, Sprache und Erkenntnis, ästhetische Textualität und metaphysische Philosopheme bei Bruno ineinandergreifen und die unendlich vielen mentalen Bilder, die Brunos Dichtung evoziert, die »Umkreisung« des unendlich Einen und Absoluten, um das es Bruno geht, erst ermöglichen. Umgekehrt bedeutet dies – so die hier begründete These –, dass sich Brunos Ontologie und Epistemologie erst über eine Analyse der den Dialogen eignenden Sprache und Struktur, ihrer Zeichen und Figuren erschließt.
Das Buch bietet nicht nur eine Interpretation eines der anspruchsvollsten philosophischen Werke der Frühen Neuzeit, sondern auch eine gute Einführung in Brunos Denken.